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Kinderhörbücher als Alternative zum gedruckten Buch?

Wenn das Auto für eine lange Fahrt in den Urlaub oder ähnliches gepackt wird, darf bei vielen Familien eines nicht fehlen: Kinderhörbücher, die die häufig anstrengende und langwierige Autofahrt für die Kids versüßen und somit für alle Beteiligten erträglicher machen. Trotz neuer Medien wie Smartphone, Tablett und Co., die durch Online-Spiele, Filme und Serien unterschiedlichen Zeitvertreib bieten, ist es immer noch das Hörbuch oder Hörspiel, das bei einer Autofahrt zur gemeinsamen Familienaktivität werden kann, da alle zusammen – auch das Elternteil, das am Steuer sitzt – aufmerksam lauschen können.

Boom der Hörbücher und Kinderhörbücher

Hörbücher haben in den vergangenen Jahren durch internationale Anbieter von Hörbuch-Downloads wie z.B. audible einen Boom erlebt und an Popularität dazugewonnen. Auch die Kinderhörbücher – angefangen bei „Pipi Langstrumpf“ über die alten Grimm-Märchen bis hin zum „Magischen Baumhaus“ oder „Harry Potter“: Fast alle Kinder- und Jugendbücher sind mittlerweile vertont und können bequem über kommerzielle Streaming-Dienste gekauft und anschließend angehört werden. Audible Magazin stellt die 10 besten Hörbücher vor: Vom Hörbuchklassiker für Kinder bis zu neuen Entwicklungen reicht das Spektrum.

Hörbücher lassen sich bequem überall mit hinnehmen, verbrauchen keinen oder wenig Platz und können als Hintergrundberieselung nebenbei oder auch zum Einschlafen hilfreich sein. Eine Angst, die sich durch die Popularität von Hörbüchern bei Eltern breitmacht, ist, dass dadurch das traditionellen Buchlesens verdrängt werden könnten und so Kinder das Lesen von Texten und Büchern sukzessive verlernen. Ist diese Angst berechtigt? Was sind die Vor- und Nachteile beider Medien in Bezug auf das junge Leser*innen- und Hörer*innenpublikum?

Kinderbücher vs. Kinderhörbücher

Viele gehen davon aus, dass es weitaus weniger anspruchsvoll und kognitiv leichter sei, ein Hörbuch zu hören anstelle dieses in gedruckter Form zu lesen. Dass es sich dabei um einen verbreiteten Irrglauben handelt, wissen die wenigsten. Die Formate Buch und Hörbuch haben jeweils völlig unterschiedliche Ansprüche und Übermittlungsstrategien an unser Gehirn, so verlangen uns das Lesen und das Zuhören unterschiedliche Dinge ab, was einen wertenden Vergleich zwischen Kinderbuch und Kinderhörbuch schwierig macht. Während gedruckte Bücher den Vorteil eines vielschichtigeren Sinneserlebnisses bedingt durch die Haptik eines Buches, den Schrifttyp und integrierten Illustrationen, Bildern oder Fotos haben, punkten Hörbücher durch ihre Flexibilität überall und rund um die Uhr einsetzbar zu sein, vor allem in Situationen, in denen sich Lesen schwierig gestaltet, wie bei besagter Autofahrt, beim Spielen und Herumtollen oder im Falle, dass Kinder noch nicht lesen gelernt haben. Während das Lesen eines Kinderbuches den Inhalt individueller auslegbar macht und mehr Interpretationsfreiraum lässt, da Sprache und Betonung nur im eigenen Kopf stattfinden oder das Ganze von Mama oder Papa vorgelesen wird, sind für Kinderhörbücher meist professionelle Sprecher:innen engagiert, die Kindergeschichten durch ihre lebendige Art des Vorlesens noch fesselnder und intensiver erlebbar machen können. Nicht ohne Grund verdienen die Profis mit ihren Stimmen Geld.

Das Hören von Hörbüchern ist eine gute Vorbereitung auf das Lesen

Was viele vielleicht überrascht: Wenn Kleinkinder Hörbücher hören, werden sie indirekt auf das Lesen vorbereitet. Beim aufmerksamen Lauschen entstehen Bilder im Kopf und das Gehirn ist aktiv, denn anders als beim passiven Fernsehschauen oder ähnlichem, bei dem die Kids die Bilder und Eindrücke schon vorgegeben bekommen, müssen sie sich diese beim Hörbuchhören selbst erarbeiten. Durch das Erschaffen eigener Bildwelten sind der angeregten Fantasie keine Grenzen gesetzt, somit sind Hörbücher eine sinnvolle Auszeit zum Fernseher, Laptop oder Tablet. Hörerlebnisse fördern sogar die Sprachentwicklung, hat sogar die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung festgestellt.

Kinderhörbücher als kreativer und prägender Zeitvertreib

Und jetzt? Den eigenen Kindern lieber ein Buch in die Hand drücken oder CD abspielen beziehungsweise ein neues Hörbuch herunterladen? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Kinderhörbücher sind unumstritten auf dem Vormarsch beziehungsweise in vielen Familien schon fest in den Alltag integriert. Sie sind praktisch, häufig zudem billiger als Printmedien, und bieten beispielsweise Kindern, die noch nicht lesen können, unter Lese-Rechtschreibschwäche leiden oder schlicht keine Lust auf Bücher haben, einen Zugang zu toller Kinderliteratur, die das Weltbild und die Werte der Heranwachsenden zu prägen vermag. Trotz ihrer Popularität möchten und werden Hörbücher das physische Buch nicht verdrängen, denn beide Medien haben ihre individuellen Vor- und Nachteile und sind für unterschiedliche Situationen produktiv einsetzbar. Mittlerweile sind die Klassiker der Kinderbuchwelt beispielsweise von Erich Kästner, Astrid Lindgren oder Michael Ende alle vertont, so bleibt die Entscheidung den Eltern überlassen, ob sie ihren Kindern die bewährten Kinderschmöker in zuhörender Form oder als Leseerlebnis auf eigene Faust antragen. Vielleicht auch beides, je nach Situation.

Ab welchem Alter sich Hörbücher für Kinder eignen, erfahren Sie in unserem Artikel Ab wann eignen sich Hörbücher für Kinder.